Auch Corona verhilft Tennis in Bremerhaven zu neuem Schwung

von Ute Schröder am 22.4.2022
veröffentlicht in der Nordseezeitung am 23.4.2022 und Online auf Norderlesen.de
Blauer Himmel, kaum Wind und prächtiger Sonnenschein: Die Bedingungen für ein Match am Morgen könnten nicht besser sein. Ein langgezogenes „Come ooooonnn“ mischt sich zwischen das regelmäßige Tock-Tock. Noch ein Ballwechsel, dann beendet Kai Kampen seine erste Trainingsstunde des Tages und verabschiedet Tessa Klintworth mit einem lockeren „Bis morgen dann, Hase.“ Kampen betreibt die Tennisschule vom TC Rot-Weiß Bremerhaven. Und die hat enormen Zulauf.
Damit liegt der Verein am Rande des Speckenbütteler Parks voll im Trend. Der Deutsche Tennis-Bund (DTB) hat im vergangenen Jahr erstmals seit 2002 wieder einen Mitgliederzuwachs registriert. Vor 20 Jahren spielten rund 1.900.000 Menschen Tennis. 2020 waren es dann nur noch 1.367.000. Dann kam Corona – und die Zahl kletterte um 20.000 nach oben. Dadurch, dass der weiße Sport überwiegend draußen und dann auch noch mit Abstand gespielt wird, gab es zwar Einschränkungen, der Trainingsbetrieb konnte jedoch weitestgehend aufrecht erhalten werden. „Ja, auch wir haben von bestimmt von Corona profitiert“, sagt Vereins-Pressewart Michael Friede. Für den Verein sah es lange nicht rosig aus.

2019 hatte Rot-Weiß noch 172 Mitglieder – jetzt sind es 232. Dass davon 72 unter 18 Jahren alt sind, ist aber nicht nur dem Virus geschuldet, sondern vor allem der Arbeit von Kai Kampen, Jugend- und Sportwart im Verein, aber vor allem Leiter der Tennisschule. „Seit zwölf Jahren bin ich selbstständiger Tennistrainer“, sagt der alleinerziehende Vater eines Sohnes. „Und damit lebe ich meinen Traum.“ Der Bremerhavener kommt aus dem Einzelhandel, war Filialleiter, Kettenraucher, Workaholic „und nie zufrieden“. Dann hat er den Sprung gewagt und sich selbstständig gemacht. „Jetzt treffe ich jede Woche 100 Menschen, über die ich mich freue, und werde dafür bezahlt“, sagt Kampen und lacht.